Der heutige Eintrag widmet sich der Frage, ob man auch ohne Fleisch sportliche Topleistungen erreichen kann. Diese Frage hat sich vermutlich schon mancher Sportler gestellt, doch der Volksmund sagt "Fleisch macht stark", und fast jeder Trainer verdreht die Augen. Die meisten Bücher über Sporternährung empfehlen zudem den Verzehr von magerem Fleisch wie Poulet/Pute oder Trutenfleisch, um den Eiweissbedarf zu decken. Was passiert nun, wenn man als Sportler darauf verzichtet? Zuerst muss man zwischen verschiedenen Sportarten unterscheiden. In Ausdauersportarten wie dem Radsport ist es sicherlich einfacher auf Fleisch zu verzichten, als in Kraftsportarten. Die empfohlene Tagesmenge an Eiweiss beträgt je nach Quelle für einen erwachsenen Mann zwischen 0.8 und 1g/kg Körpergewicht. Bei 70kg Körpergewicht kommt man damit auf einen groben Bedarf von 50-70g Eiweiss pro Tag. Die Wissenschaft ist sich heute relativ einig darin, dass in Ausdauersportarten nur 5-10% der Energie aus Eiweiss kommen sollte. Der Rest sollte aus Kohlenhydraten (60-70%) und aus möglichst hochwertigen Fetten (20-30%) stammen. Die Menge, welche durch das Training zusätzlich zugeführt werden sollte, hält sich also in Grenzen. Wichtig ist auch zu wissen, dass der menschliche Muskel zu drei Vierteln aus Wasser besteht. Um in einer Woche 100g Muskelmasse zunehmen zu können, welcher nur aus 25g Eiweiss besteht, bräuchte man also nur 3,5g zusätzliches Eiweiss pro Tag (sofern alles verwertet würde, was natürlich nicht der Fall ist). Interessant ist zudem, dass heute die durchschnittliche Eiweissaufnahme der Bevölkerung bei rund 100g/Tag liegt, also 50-100% höher als empfohlen. Um seine Eiweissversorgung müsste man sich also eigentlich keine Sorge machen. Denjenigen, die immer noch um ihre Leistungsfähigkeit sei gesagt, dass Gemüse und Salate - entgegen ihrem Ruf - einen sehr hohen Eiweissanteil besitzen. Nimmt man das Trockengewicht (also ohne Wasser), so ist der prozentuale Eiweissanteil mit Fleisch absolut vergleichbar, wobei die Pflanzenfette oft viel hochwertiger und gesünder sind, als jene im Fleisch. Ebenso ist der prozentuale Anteil der essentiellen Aminosäuren gemessen am Gesamteiweissanteil fast identisch (Rindfleisch=36.5% vs. Blattgemüse=35.6%). Da man als Vegetarier auch zu Eiern, Milchprodukten und vor allem Hülsenfrüchte bzw. Getreide greifen kann, stellt es also kein Problem dar, seinen Eiweissbedarf zu decken. Eine andere Baustelle ist die ausreichende Versorgung mit Vitaminen. Einige Vegetarier und besonders Veganer haben oft ein Defizit an B-Vitaminen bzw. Vitamin B12. Dieses Vitamin wird durch Bakterien erzeugt, und kommt nur in tierischen Produkten (Fleisch, Milch, Ei) vor. Da es wichtig für die Zellteilung, Blutbildung und das Nervensystem ist, sollte man u.U. über eine Supplementierung nachdenken. Wer keinen Fisch isst, sollte zudem darauf achten, seinen Omega-3-Bedarf decken zu können. Dies kann einerseits durch Fischöl-Tabletten geschehen (was natürlich wenig sinnvoll ist), oder z.B. durch die Einnahme von Leinsamen/Leinöl, Walnussöl, Rapsöl usw. Zum Beweis noch einige Namen von Sportlern, welche als Vegetarier Topleistungen erbrachten: -Natascha Badmann, 2-fache Triathlon Weltmeisterin und 6-fache Siegerin des Ironman Hawaii. -David Zabriskie, 2. Zeitfahr-WM 2006, 1 Etappe Tour de France und Giro, sowie 2 Etappen Vuelta -Dave Scott, 6-facher Ironman Weltmeister (Vegan) -Robert Millar, Gewinner Bergriktot und 4. Platz Tour de France 1984 -Carl Lewis, 9-facher Olympiasieger und 8-facher Weltmeister, Leichtathletik