650b Bike und Laufräder. Die 650er Revolution In den letzten Wochen und Monaten überrollte ein regelrechter Tsunami von 650b-Komponenten den weltweiten Bikemarkt. 650b bezeichnet die neue Radgrösse, welche genau zwischen den herkömmlichen 26“ und den trendigen 29“-Rädern liegt. Das Mass wurde bereits in den 1920er Jahren vereinzelt verwendet, verschwand dann aber und geriet bis vor kurzem in Vergessenheit. Nun fragt man sich natürlich was diese Neuerung soll, so kurz nachdem die 29er Einzug in die Bikewelt hielten. Diese im Prinzip 27.5“ grossen Räder sollen die Vorteile der 26“ haben ohne gleichzeitig die nachteiligen Eigenschaften der grösseren 29“-Laufräder zu besitzen. Kleinere Laufräder sind den grösseren Modellen in vielerlei Hinsicht überlegen: Sie sind leichter, steifer und lassen sich besser beschleunigen. Dafür ist das Handling und der Komfort bei grösseren 29ern deutlich besser. Die 650er sollen alle guten Eigenschaften kombinieren und zudem mit den meisten Rahmen und Federgabeln, welche für 26“-Räder passend gebaut wurden, kompatibel sein. Dies war bis anhin der wesentliche Nachteil der 29er: Um das neue Fahrgefühl zu erleben musste man sich erst einen passenden Rahmen bzw. Federgabeln kaufen. All dies ist mit den 650ern kein Thema mehr. Von Fox und RockShox ist durchgesickert, dass für 2013 bereits spezielle 650b-Gabeln vorgestellt werden sollen und viele Reifenhersteller sollen laut offiziellen und inoffiziellen Quellen ebenfalls auf diesen Zug aufspringen. Wobei man sagen muss, das in einige Standard 26' Gabeln auch 650B Laufräder passen. Zu nennen wären hier z.B. Magura Gabeln. Spätestens in 2013 werden die ersten grossen Hersteller 650b-Bikes und Komponenten anbieten und 2014 wird jeder namhafte Hersteller diese Neuerung im Sortiment haben. Derzeit ist offenbar jeder Hersteller mit der Entwicklung dieser Komponenten und Bikes beschäftigt, jedoch geben dies nur die wenigsten offiziell zu. Von RockShox ist beispielsweise nur zu hören, dass man „Jede Radgrösse und Neuerung auf ihre Marktchancen hin prüft.“ Dies beansprucht gerade bei grossen Herstellern verständlicherweise einige Zeit, doch gleichzeitig versucht jeder der erste auf dem Markt zu sein. Deshalb wird es vielleicht bereits dieses Jahr kleineren Herstellern gelingen 650b-Produkte auf den Markt zu bringen – besonders jene, welchen den 29er-Trend verschlafen hatten. Seit die Gerüchte an der Taichung Bike Week im Dezember los gingen, hat noch kaum ein Hersteller etwas offiziell dazu verlauten lassen, doch hinter den Kulissen läuft die Entwicklung auf Hochtouren. Als einer der wenigen hat der Schweizer Hersteller DT Swiss hat jedoch zugegeben an 650b-Rädern zu arbeiten. Da kaum ein Scott-Mountainbike ohne DT-Swiss-Teile an den Start geht, dürfte die Entwicklungsabteilung von Scott ebenfalls daran arbeiten. Giant wird selbst im Jahr 2013 voraussichtlich keine 650b-Räder im Angebot haben und sagt zudem, dass man immer noch an das Potenzial der 29er glaubt. Ebenso liess Treks MTB-Brand Manager Travis Ott mitteilen, dass er keinen Anlass sehe, 29“ durch ein neues Zwischenmass zu ersetzen. „Wir haben seit 1999 29er gebaut und viele Nachteile wie Gewicht, fehlende Steifigkeit und Handlingprobleme ausgemerzt.“ Trek wird seine Ressourcen in die Entwicklung von noch besseren 29ern stecken. David Turner von Turnerbikes behauptet hingegen, dass bereits in 12 Monaten die 650b-Bikes überall zu finden sein werden. „Der MTB-Bus fährt mit Vollgas in einen Schwarm von 650b’s – welche überall an der Windschutzscheibe kleben werden!“ Joel Smith von X-Fusion sagt dazu, dass die 29er vor allem weiterhin in XC-Gelände zu finden sein werden, während die 650b vermutlich vor allem Hardtails und klassische 26“-Räder ersetzen werden, welche 140-160mm Federweg besitzen. Er gibt aber auch zu bedenken, dass sich die Industrie Zeit lassen solle, da selbst die aktuellen 26er und 29er-Bikes noch nicht perfekt zu fahren sind, und dies obwohl Jahre von Entwicklungsarbeit in ihnen stecken. Wie sollen also die neuen Bikes plötzlich in so kurzer Zeit vernünftig fahrbar sein? Ausserdem wird auf dem Markt ein wahres Chaos ausbrechen, wenn nun auch noch eine dritte Radgrösse in die Läden kommt. Josh Kissner von Santa Cruz sagt, er habe Mitleid mit den heutigen Bikeshops, welche bereits jetzt mit zwei Radgrössen, drei Achsstandards und unzähligen Steuerkopf und Antriebsoptionen hantieren müssen. Ebenso wird die Verwirrung bei den Kunden steigen, was eine vernünftige Beratung noch schwieriger macht. Er stellt auch die Frage, weshalb es nötig sein soll, noch einen dritten Standard einzuführen, wo die beiden heutigen doch ihre Gebiete sehr gut abdecken. 26er und 29er fahren sich tatsächlich sehr unterschiedlich, was auch gut ist. Es ist also nicht zwingend nötig deren Vorteile durch ein Mittelmass zu verwässern. Als einer der ersten und einzigen Hersteller hat American Classic bereits heute 650b-Laufräder im Angebot, welche auch immer häufiger bestellt werden. Für 2013 wird es auch zwei neue Tubeless-Varianten geben. Ben Anderson von Kenda sagt zudem, dass sich die Anfragen für 650b-Räder in den letzten 6 Monaten verdreifacht hätten, und dass der Markt derzeit mit einer Rate von 100% wachse. Ob sich die 650b-Räder durchsetzen werden, steht derzeit also noch in den Sternen. Die Zeit wird zeigen, ob die neue, alte Radgrösse vom Markt bzw. den Kunden akzeptiert werden wird oder ob sie nur, wie bis anhin, eine Randerscheinung bleibt. Anbei noch ein sehr interessantes Video über 650b Bikes von der Eurobike. HILITE-Bikes wird bald mit einen Alu 650b Bike am Start sein und liefert bereits schon 650B Laufräder und 650b Bikes aus Titan.