Räder wie das Canyon Aerorad CF 9.0, Centurion Megadrive 4200, Cervelo S2, Felt AR4, Isaac Meson, Kestrel Talon SL, Merida Reacto 907, Stevens SLR Aero, und das Storck Scenero wurden gerade in der März Ausgabe der Roadbike getestet. Nach unserem ersten Blogeintrag zum Thema Aero-Fahrräder hier ein kleines Follow-Up. Interessant ist das Interview zwischen dem Carbon Spezialisten und Rahmenbauer Andreas Walser und der Roadbike, welches ich euch nicht vorenthalten möchte. Andreas Walser: Experte in Sachen Aerodynamik und Zeitfahrräder, über den neuen Aero-Trend bei Strassenrädern. „RB: Herr Walser, was denken Sie über den Aero-Trend bei Rennrädern?: AW: Das ist eine schöne Idee, die Räder sehen super aus! Das eine oder andere würde mir auch gefallen! RB: Geht es nur um die Optik, oder sehen Sie auch echte Vorteile? AW: Selbst ein optimales Zeitfahrrad hat nur 14-18% Anteil am Luftwiderstand des Gesamtsystems mit Fahrer. Eine zehnprozentige Verbesserung an so einem Rad bringt für das Gesamtsystem weniger als ein Prozent, weil der Athlet durch seine Tretbewegungen Turbulenzen verursacht, die die Verbesserungen teilweise wieder zunichte machen. Wenn man das weiss, ist davon auszugehen, dass die aerodynamischen Vorteile der Rahmen bei Strassenrädernsehr gering sein dürften. Einen wirklichen Vorteil messtechnischen unter Realbedingungen nachzuweisen, ist äusserst schwierig, weil sich die Position des Fahrers dauerndverändert. Und bei dem Trend sprechen wir ja nur von einer neuen Art Rahmen, denn die aerodynamischen Laufräder waren ja schon bisher im Einsatz. Aber wie gesagt, schön ausschauen tun die Räder. Das Auge kauft ja auch mit. RB: Die Hersteller nehmen dafür Nachteile bei Steifigkeit und Gewicht in Kauf. AW: Es gibt keine Wunder, auch nicht bei Carbon. Ein flaches Rohr ist weniger steif als ein rundes. Um so ein Aero-Rahmen richtig steif zu machen, müsste er vermutlich um 1400gr. Wiegen. Das Mehrgewicht des Rahmens oder auch schwerer Hochprofilfelgen würde ich bei Etappen ohne steile und lange Anstiege und einem Schnitt um 40 km/h aber vernachlässigen. Hier entscheidet der Luftwiderstand. Das gilt vor allem für Ausreisser, im Peloton nutzt das alles wenig. RB: Für wen sind solche Aero-Strassenräder denn dann am ehesten geeignet? AW: Das ist eine tolle Sache für Triathleten und Hobby-Zeitfahrer, die nur ein Rad besitzen und etwa im Rennen einen Zeitfahraufsatz montieren. Und für alle, denen so ein Rad gefällt, natürlich auch. Wer allerdings am liebsten in Oberlenkerposition unterwegs ist, braucht sich um die Aerodynamik des Rahmenssicher keine Gedanken zu machen: Die Sitzposition hat den grössten Einfluss auf die Aerodynamik. RB: Worauf muss ich achten, um aerodynamisch optimal auf einem Rad zu sitzen? AW: Je gerader, also waagrechter der Rücken, umso besser – das ist die Faustregel. Man muss am Cockpit so tief wie möglich kommen. Und die Position halten, nicht mit dem Oberkörper wackeln. Aber das ist selbst für Profis nicht immer ganz einfach...“

Aus Roadbike März 2011