Protest der etwas anderen Art

Es gibt viele Wege zu demonstrieren und seine Meinung gemeinsam mit vielen anderen zu äußern. Eine eher unbekannte Form des Protestes ist die „critical mass“ (engl.: Kritische Masse). Kritische Masse deswegen, weil so die Menge an Radfahrern genannt wird, die dazu berechtigt ist die volle Straßenbreite zu nutzen. In Deutschland ist dies ab 16 Fahrern erlaubt.

Aber was ist nun eine „critical mass“? Hierbei treffen Radfahrer scheinbar ohne Muster, zufällig und ohne Absprache aufeinander. Es gibt keine Verabredungen, keinen Organisator. Jede x-beliebige Person kann sich für einen Ort und einen Zeitpunkt entscheiden und diesen dann per Internet, Druckmedien oder einfach per Mundpropaganda kommunizieren. Ob tatsächlich jemand an dem Treffpunkt erscheint und wie viele es sind ist jedes Mal eine Unbekannte und absolut nicht planbar. Dies ist es auch, was diese Veranstaltungen so unberechenbar machen für diejenigen, die für die Sicherheit verantwortlich sind: Die Polizei. Ernsthafte Zwischenfälle sind bisher jedoch nicht bekannt.

Der Antrieb für diese Veranstaltungen ist denkbar simpel: Mit ihren friedlichen Protesten wollen die Radfahrer auf den zunehmenden motorisierten Individualverkehr in der Gesellschaft aufmerksam machen, der Verdrängung der nicht motorisierten Verkehrsteilnehmer von der Straße, eine Rückeroberung öffentlichen Raumes, wenn auch nur kurzfristig. Es ist wie der Kampf David gegen Goliath, Fahrrad gegen Auto mit einem ungewissen Ausgang.

Aber das ist nicht der einzige Grund. Viele der CM haben auch politische Beweggründe, die Aufmerksamkeit soll auf Missstände in der Gesellschaft gerichtet werden. Wie eine Demonstration. Nur das hier eben das Velo „mitfährt“. Und dabei ist es vollkommen egal, ob man einen ganz normalen Drahtesel fährt, ein Singlespeed, Mountainbike oder ein Rennrad.

Mittlerweile finden diese Veranstaltungen überall auf der Welt statt und das mit immer größeren Teilnehmerzahlen und in regelmäßigen Abständen bis hin zur jährlichen Wiederkehr. 2004 versammelten sich mehrere Tausend in New York, um gegen die Politik von George Bush zu demonstrieren. Dies wurde mit hunderten Verhaftungen und Konfiszierungen von Fahrrädern geahndet. Und das, obwohl nichts anderes gemacht wurde, als Fahrrad zu fahren. 2008 waren es bereits rund 80.000 Velofahrer, die sich wie zufällig in Budapest zu ihren Protestfahrten trafen.

Vor allem aber im deutschsprachigen Raum finden CM’s immer häufiger statt. Ob nun Berlin, Frankfurt, Wien oder Basel – jede dieser Städte kennt mittlerweile alle Arten von Fahrrad, Singlespeed, Rennrad oder Mountainbike in geballter Form.

Das Kunstmuseum in Basel ist seit Jahren schon zum festen Treffpunkt für alle Radbegeisterten in Basel geworden. In unregelmäßiger Regelmäßigkeit starten hier die CM’s, vorausgesetzt es kommen genügend Teilnehmer zusammen, um den Kriterien einer “critical mass” zu entsprechen – 16 Freunde sollt ihr sein, ein jeder mit seinem Velo. Und dann wird gestrampelt, die Stadt und ihre Facetten in Ruhe erkundet ohne die Hektik des Autoverkehres. Dann herrscht für einen Moment Frieden. Für alle die mehr freude an Fans als an Freunde haben und über Critical Mass Basel informiert sein wollen